Kühle Köpfe mit geringen Drehzahlen

Die Alte Oper spart nahezu 1,5 Millionen Kilowattstunden Strom

Jürgen Jungmann hat ein ehrgeiziges Ziel: Er will einige hunderttausend Kilowattstunden Strom weniger verbrauchen.  „Denn alles, was wir sparen, kommt der Kultur zugute“, sagt der Technische Leiter der Alten Oper Frankfurt.  Geht es nach seinem Willen, wird die Stromrechnung in den nächsten Jahren weiter sinken. Schon das ist für ihn ein Grund, dass die Alter Oper bei der Earth Hour am Samstag, 31. März, erneut ein Zeichen setzt. „Wir machen ganz bewusst mit und wollen damit zeigen, dass wir etwas tun.“

Die Liste dessen, was die Alte Oper bereits geschultert hat, ist lang. Der erste Wurf galt den großen Anlagen. „Wir wissen alle, dass Kältemaschinen wahre Stromfresser sind“, sagt Jungmann. Die alte Technik ließ die Stromzähler rotieren, denn die Kältemaschinen liefen früher permanent auf voller Leistung, die Luft-Zufuhr  in die Räume wurde mit Klappen geregelt. Was er drinnen kühl genug, liefen die Maschinen weiter, die kühle Luft wurde nach draußen gepustet.

Inzwischen ist eine andere Technik eingebaut, die viel sparsamer ist. „Heute wird die Drehzahl der Motoren reguliert“, sagt Jungmann. Wenn kühle Luft benötigt wird, fahren die Motoren der Kältemaschinen ihre Drehzahl hoch und liefern die gewünschte Frische. Ist die vorgegebene Temperatur im Großen Saal mit seinen 2450 Sitzplätzen und im Mozart-Saal mit 720 Plätzen erreicht, senken die Maschinen ihre Leistung und brauchen dann auch weniger Strom.

Eine Variante der Kühlung funktioniert fast ganz ohne Energie aus der Steckdose: die freie Nachtkühlung. Dann saugt die Alte Oper die kühle Luft der Nachtstunden in ihren Bau, senkt die Temperaturen im Inneren und erspart den Kältemaschinen etliche Stunden Laufzeit. In heißen Sommernächten allerdings funktioniert das nicht: Dann wären die gewünschten 22 Grad Celsius deutlich überschritten.

Vor gut acht Jahren hat die Alte Oper damit begonnen, die Stromfresser auszuschalten. 2004 erstellten die Techniker des Hauses ein Energiekonzept, dass seither in Etappen umgesetzt wird. Damit unterstützt das im Sommer 1981 wiedereröffnete Haus die Teilnahme der Stadt Frankfurt am  Klimaschutzprojekt Ökoprofit. Und das mit Erfolg, wie Jürgen Jungmann mit Zahlen belegt: „Im Jahr 2003 haben wir 6,5 Millionen Kilowattstunden verbraucht, in 2011 waren es nur noch 5,1 Millionen.“ Dieser Verbrauch soll um weitere 300 000 Kilowattstunden zurückgeschraubt werden – das entspricht etwa der Strommenge, die 70 vierköpfige Familien in einem Jahr benötigen.

Die großen Spar-Schritte ist die Alte Oper laut Jungmann gegangen. Nun folgen viele kleine, die sich am Ende aber auch summieren. So etwa die 15 000 Brennstellen, wie der Technische Leiter all jene Fassungen nennt, wo Lichtquellen Helligkeit schaffen. In einigen Gängen haben dort bereits moderne LED-Leuchten ihren Platz, sie sparen Strom und auch Arbeitszeit. „Diese Leuchten halten viel länger, müssen also auch seltener ausgetauscht werden. Und wo es möglich ist, rüsten wir um.“

Umgestellt hat die Alte Oper auch die Quellen, aus denen sie Strom bezieht. Seit Beginn des jungen Jahres 2012 liefert Wasserkraft die Energie, die Stars wie demnächst Max Greger, Max Raabe oder den Buena Vista Social Club ins rechte Licht setzt und ihre Musik erschallen lässt. „Mit der Umstellung auf Wasserkraft schützen wir auch das Klima“, sagt Jungmann. Die Bilanz:  drei Millionen Kilogramm weniger Kohlendioxid fallen pro Jahr an.

Um all dieses Mühen in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, schaltet die Alte Oper zur Earth Hour am 31. März von 20.30 Uhr an für eine Stunde die Außenbeleuchtung ab. Ein deutliches Signal, das auch einige Euro spart: Immerhin 110 Strahler mit Leistungen zwischen 70 und 400 Watt brauchen dann für eine Stunde keinen Strom – 16,5 Kilowattstunden weniger auf dem Zähler.

„Das Haus hat viel Potenzial“, sagt Jürgen Jungmann und zählt eine Reihe von Beispielen auf: Die höhere Temperatur im Serverraum spart Kosten fürs Kühlen, der Austausch der Beleuchtung in einer Küche verringert den Stromverbrauch um etwa 32 000 Kilowattstunden, eine Ersparnis von 4200 Euro; ein neuer Warmwasserbereiter wird ebenfalls dem Stromverbrauch drosseln. Und Wasser wird auch gespart: Zug um Zug sollen wasserlose Urinale in den Toiletten eingebaut werden. Doch das ist ein anderes Kapitel.

1 Kommentar

  1. Jonas

    Gefaellt mir gut die Seite. Schone Themenwahl.

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