Der Münzen wegen zum Sparmeister

Burkhard Graichen hat seinen Energieverbrauch um 90 Prozent reduziert

Seine Weisheit über die Steckenpferde müsste Georg Christoph Lichtenberg ummünzen. Dass sie schlechte Kutschpferde seien, attestierte ihnen der deutsche Physiker vor bald 250 Jahren. Doch den Frankfurter Burkhard Graichen bringt sein Steckenpferd auf ungeahnten Wegen voran: Weil er an seinem Hobby einen wahren Narren gefressen hat, setzt er für sich und seine Frau den Vorsatz in die Tat um, Strom, Gas und Wasser zu sparen wie kein anderer. „Wir sind inzwischen bei über 90 Prozent in jeder Ressource“, sagt der 57-jährige Einzelhandelskaufmann.

„Mein Hobby hat mich zum Sparen geführt“, sagt Graichen. Münzen sind seine Leidenschaft, seine Sammlung umfasst nahezu jede in Deutschland geprägte Münze seit 1871 in den diversen Schattierungen. Einen Schatz, den Numismatiker landauf, landab bewundern. „Ich bin immer auf der Suche nach Kostbarkeiten, aber weil die Geld kosten, müssen wir halt anderswo sparen.“

Da lieferte die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 den Ausschlag. „Diese Technik macht doch die Welt kaputt, da war für mich klar, ich spare“, sagt Graichen. Und noch eines war im klar: Damit er möglichst viel spart, „habe ich mir nach unten keine Grenze gesetzt“. Wenn er jetzt auch bei einer Ersparnis von mehr als 90 Prozent im Vergleich zu einem Standardhaushalt angelangt ist – ein paar Promille mehr dürfen es gerne noch sein. „Es geht immer weiter“, sagt Graichen.

Am Anfang war es augenfällig, wo sich sparen lässt. „Wir hatten einen Kronleuchter mit acht Armen, und an jedem Arm brannte eine 60 Watt-Birne“, beschreibt der Frankfurter den Einst-Zustand in seinem Zuhause – und zählt ganz nebenbei auf, in welchen Schritten er mit welchen Leuchtmitteln wie viel Kilowattstunden gespart hat. Das Herunterschrauben der Zimmerbeleuchtung ging in Etappen vonstatten: Auf die 60- folgten 40-Watt-Birnen, dann wurden von den acht nur noch vier Arme mit jeweils 25 Watt bestückt. Inzwischen versieht in dem Leuchter nur noch eine Birne mit 5 Watt den Dienst.

Um den Erfolg der Sparbemühungen festzuhalten, geht Graichen einmal in der Woche in den Keller und notiert den Stand des Stromzählers.

Mitunter ist es der pure Verzicht, der die Sparbemühungen voranbringt. Als der Fernseher vor 16 Jahren kaputt ging, haben die Graichens ihn nicht ersetzt. Und auch das Radiogerät ist abschafft worden. Doch nicht immer ist es mit dem Abschaffen getan, denn einige Dinge sind auch im Alltag des Münzsammlers unabdingbar: eine Waschmaschine zum Beispiel.

Als die alte vor einigen Jahren das Zeitliche segnete, rechnete Graichen hin und her, wie der beste Ersatz für seine Frau und ihn aussehen könne. Am Ende stand eine Maschine mit der Energiesparklasse AAA und einer Zuladung von bis zu acht Kilogramm. „Damit spart man am meisten.“ Zweimal läuft die Maschine im Monat, doch diesen Schnitt möchte der 57-Jährige senken.

Das Sparen hat auch an anderen Stellen im Haushalt der Graichens Form angenommen. Im Schlafzimmer gibt es nur noch eine Nachttischlampe, das Badezimmer wird mit einer 7,5 Watt-Birne beleuchtet und der Kühlschrank ist aus der Wohnung verbannt. „Natürlich müssen wir etwas kühlen“, sagt Graichen und verweist auf den Gefrierschrank der Energiesparklasse AAA, mit dem das ebenso gut gehe. „Ich habe das Gerät aus über 70 Geräten nach dem geringsten Verbrauch ausgesucht“, sagt er und hat die Werte wie aus dem Stehgreif parat: 0,276 Kilowatt am Tag, im Jahr 100,6 Kilowattstunden. Der Gebrauch im Alltag sieht etwa so aus: Wurst wird portionsweise eingefroren und bei Bedarf am Vorabend herausgeholt. „Dann ist sie morgens aufgetaut.“

Auch die Zubereitung der Mahlzeiten ist ein wenig anders geworden: Zweimal pro Woche kochen die Graichens, die Gerichte werden dann eingefroren und bei Bedarf aufgetaut. „Dadurch kochen wir weniger und sparen auch.“ Alles Schritte, mit denen das Ziel einer Stromersparnis von 92 Prozent  erreicht werden soll. „Das ist ehrgeizig, aber das schaffen wir.“

Geschafft hat das Paar es auch, auf die Heizung zu verzichten. „Das machen wir jetzt seit mehr als drei Jahren – und es geht. Da muss man eben mal einen Pullover mehr anziehen“, sagt Graichen und schmunzelt dezent. Doch kälter als 15 Grad werde die Wohnung selten im Winter, schließlich hat sie Fenster zur Südseite. Im Winter ist die wärmende Sonne willkommen, im Sommer indes müssen die Vorhänge vor. Denn wenn’s drinnen zu warm wird, braucht der Gefrierschrank mehr Strom. Folgen für seine Frau und sich hat er nicht ausgemacht. „Doch eins“, sagt er: „Wir sind ganz selten mal krank.“

Der Fleiß, der sich auszahlt, Burkhard Graichen hat ihn fürs Sparen an den Tag gelegt. Wenn er sein nächstes Projekt verwirklicht, einen Sonnenkollektor zur Stromgewinnung auf dem Balkon, wird er die Stromrechnung ein wenig mehr zurückdrehen können. Doch das wird noch ein wenig dauern. „Erst wenn die Speicher besser sind, wird die Überlegung zur Anschaffung eines Sonnenkollektors mit Speicher umgesetzt.“ Und mit einem wird er auskommen, denn der Stromverbrauch im Jahr ist von einst 1400 Kilowattstunden, was der Kapazität von sieben bis acht Kollektoren entspricht, auf inzwischen 180 Kilowattstunden heruntergefahren.

Die Suche geht weiter, wo sich noch etwas sparen lässt. Doch es ist nicht die einzige Suche des Burkhard Graichen: Es hält Ausschau nach einem Platz in Frankfurt, an dem er seine Münzsammlung zeigen kann. „Die Münzen sollen für jeden zu sehen sein.“

3 Kommentare

  1. Dirk Strohbusch

    Bitte verschonen Sie uns doch bitte mit solchen „Spartipps“!
    Ich möchte dem Herrn Graichen ja nicht zu nahe treten, aber so leben wie er, möchte ich auf keinen Fall! Diese Schummerbeleuchtung überall bei ihm, grauenhaft! Ich möchte mal wissen, was er und seine Frau denn u.a. noch im Badezimmer erkennen können. Auch tut mir seine Gattin leid, wenn sie nur 2x im Monat die Waschmaschine benutzen darf, zu allem anderen Gespare. Ich hätte mich von dem Herrn schon lange als Lebenspartner getrennt!
    Das Ganze können Sie ja wohl nicht ernst meinen. Soll es schon ein Aprilscherz sein?

    Mit freundlichen Grüßen, Str.

  2. Sparfuchs

    Nicht schlecht, wenn auch extrem! Ich dachte immer wir wären sehr sparsam mit 2700 kWh Strom bei fünf Personen. Das die Lichtenbergs aber keine Heizung benötigen und die Wohnung trotzdem nicht unter 15°C fällt, bedraf einer Erklärung! Wie ist das möglich? Passivhaus wäre ein Hinweis, nur dann wäre der Strombedraft für die Lüftungsanlage größer!

  3. Stromsparteam

    Zugegeben, nicht zur 1 zu 1 Umsetzung empfohlen. Darum geht es aber auch nicht. Die Geschichten sollen Denkanstöße geben und kommen dann durchaus auch mal extremer daher. Wie Herr Graichen das betreibt ist am Anschlag, das ist, denken wir, allen klar. Für uns war interessant, als wir den Energieverbrauch des Haushalts von Frau und Herrn Graichen gesehen haben, wie kann man das Erreichen? Was muss ich tun um einen Verbrauch von 180 kWh im Jahr zu haben?
    Auch hier wird nur an den Stellschrauben gedreht, an denen jeder/jede von uns drehen kann. Beleuchtung, effiziente Haushaltsgeräte, Kochen, Waschen, Spülen und auch Verzicht. Wie weit jede/jeder Einzelne damit gehen will muss sie/er selbst entscheiden. Was möglich ist mit extremsten Maßnahmen und extremen Verzicht und Komforteinschränkung können wir am Haushalt von Frau und Herrn Graichen sehen.

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